
Interkulturelle Lehre
Internationalisierung stellt eine allgegenwärtige Realität in der Hochschulbildung dar. Auch die RUB ist als Mitglied z.B. im Europäischen Hochschulkonsortium UNIC (European University of Post-Industrial Cities) in vielfältige internationale Beziehungen und gemeinsame Entwicklungsprozesse eingebunden. Im Rahmen von UNIC ist die Entwicklung der universitären Lehre ein zentrales Anliegen. Doch was bedeutet Internationalisierung für die Hochschullehre? Wie kann es gelingen, die eigene Lehre international und interkulturell zu gestalten? Und worauf kommt es dabei an? Die Konzipierung der regulären Lehre unter Einbeziehung interkultureller und internationaler Gesichtspunkte ist eine relevante Aufgabe für alle Lehrenden, bei der wir Sie gerne unterstützen möchten.
Eine Möglichkeit, interkulturelle Lehre zu verwirklichen, ist das Setting des Virtual Exchange. Dieses wird im Rahmen von UNIC auch mit zusätzlichen Hilfskraftstunden für die beteiligten Lehrenden gefördert, ist aber auch darüber hinaus mit anderen Universitäten möglich.
Was ist Virtual Exchange?
Virtual Exchange wendet sich an alle Student*innen im jeweiligen Studiengang und geht damit in seiner Reichweite über spezialisierte Austauschprogramme hinaus. Virtual Exchange ist eine Möglichkeit, die Internationalisierung der Lehre zu gestalten, indem eine virtuelle Kooperation mit einem anderen Seminar an einer Partner-Universität im Rahmen der regulären Lehre verfolgt wird. Alle Student*innen des jeweiligen Seminars nehmen an dieser Kooperation teil, die von den beiden Lehrpersonen, unterstützt durch die Strukturen ihrer jeweiligen Universität, organisiert wird. Die Studierenden bearbeiten dabei kooperativ gemeinsame Aufgaben in kleinen, international gemischten Teams, deren Ergebnisse sie (evtl. in Form eines Produkts) präsentieren. Die Reflexion über ihre interkulturelle Zusammenarbeit wird dabei von den Lehrenden angeregt. Die Student*innen erhalten die von der eigenen Fakultät für dieses Seminar vorgesehenen Credit Points.
Mögliche Formate von Virtual Exchange
Die Stevens Initiative (2020, 8) unterteilt fünf Typen virtuellen Austauschs, wobei für die universitäre Lehre vor allem zwei Typen relevant sein dürften: „paired courses with group projects“ und „collaborative project-based learning“ (ebd.).
“Paired courses“ bedeutet, dass zwei (oder mehr) Seminare von zwei (oder mehr) unterschiedlichen Universitäten auf eine bestimmte Weise parallel organisiert und konzipiert werden. An zentraler Stelle steht dabei die Konzeption einer gemeinsamen Aufgabe für kleine gemischte Studierendengruppen, die diese international verhandeln und kooperativ bearbeiten und deren Ergebnis (in Form eines definierten Produkts) präsentiert wird. Die Studierenden dabei zu begleiten ist im Rahmen eines Virtual Exchanges eine wichtige Aufgabe für die kooperierenden Lehrenden, denn ein klarer Fokus sollte auf dem interkulturellen Lernen der Studierenden liegen (vgl. SUNY COIL Center 2021). Die Seminarorganisation kann synchron (durchgängig gleichzeitige Seminarsitzungen für alle) sowie teilweise asynchron (versetzte Seminarsitzungen der jeweiligen Seminare) erfolgen, je nach Umfang des Virtuellen Austauschs und den zeitlichen Gegebenheiten der Partneruniversitäten. Es sollte jedoch immer mindestens eine synchrone Veranstaltung stattfinden, zusätzlich zu den Treffen der international gemischten Lerngruppen, die im Austausch miteinander sind. Es ist möglich, den Virtuellen Austausch als einen Blocktag oder einen Block von ca. 3-5 Sitzungen als gemeinsame Lehre zu organisieren. Diese Settings sind abhängig davon, welche Lernziele verfolgt werden, aber auch welche sonstigen Vorgaben z.B. durch Modulbeschreibungen, zu erfüllen sind (vgl. EVOLVE (2018).
„Collaborative project-based learning“ hat einen eher projektorientierten Charakter; in einigen Modulen kann dies bereits als Prüfungsleistung (evtl. auch über mehrere Semester) angelegt sein. Hier könnte eine Verknüpfung mit einem Virtual Exchange erfolgen. Zentral bleibt es auch hier, für die internationalen Studierendengruppen eine Aufgabe zu finden, die sie gemeinsam und kooperativ bearbeiten und deren Ergebnisse sie (in Form eines Produkts), kooperativ präsentieren. Eine denkbare Variante könnte in diesem Zusammenhang auch die Begleitung sowie Vor- und Nachbereitung eines extern angebotenen Virtual Exchange sein, wie sie z.B. über Creathons oder challenge based events auch von der RUB im Rahmen von UNIC mitorganisiert oder über Initiativen wie die Sharing Perpectives Foundation (2018) oder Soliya (2007-2021) im Rahmen von Erasmus+ angeboten werden.
Literatur
Baroni, Alice; Dooly, Melinda; Garcés García, Pilar; Guth, Sarah; Hauck, Mirjam; Helm, Francesca et al. (2019): Executive summary – the key findings from the EVALUATE European policy experiment project on the impact of virtual exchange on initial teacher education. Voillans, France.
EAIE (2020): Virtual exchange and Internationalisation at Home: the perfect pairing. Hier online verfügbar, zuletzt aktualisiert am 12.03.2021, zuletzt geprüft am 12.03.2021.
EVOLVE (2018): Co-Laboratory guidebook Virtual Exchange training for Higher Education. Hier Online verfügbar.
Helm, Francesca (2018): Emerging identities in virtual exchange. Voillans, France: Research-publishing.net. 10.14705/rpnet.2018.25.9782490057191
O'Dowd, Robert (2020): A transnational model of virtual exchange for global citizenship education. In: Lang. Teach. 53 (4), S. 477–490. DOI: 10.1017/S0261444819000077.
Sharing Perspectives (2018): Taking learning, dialogue and connections online. Hier online verfügbar, zuletzt geprüft am 17.03.2021.
Soliya (2007-2021): Soliya. Hier online verfügbar, zuletzt geprüft am 17.03.2021.
Steven's Initiative (2020): Virtual Exchange Typology. Hier online verfügbar.
SUNY COIL Center (2021): What is COIL? Hier online verfügbar, zuletzt geprüft am 17.03.2021.
Das Hochschuldidaktik-Team im Zentrum für Wissenschaftsdidaktik unterstützt Sie gerne bei Ihren Anliegen rund um das Thema Interkulturelle Lehre.
Möchten Sie zum Beispiel…
- Ihre Inhalte unter Einbeziehung internationaler Perspektiven neu strukturieren?
- Interkulturelles Lernen in Ihr Seminar integrieren?
- Kontakte zu Universitäten im Ausland knüpfen und Ihre Lehre mit diesen verbinden?
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Ob Sie eine kurze Frage oder ein umfassendes Beratungsanliegen haben, melden Sie sich gerne bei uns. Wir bieten Ihnen Unterstützung bei der Konzipierung von kleinen und großen Seminareinheiten im Hinblick auf die Einbeziehung internationaler und interkultureller Perspektiven. Die Beratung ist kostenlos – sprechen Sie uns an!
UNIC ist eine Hochschulallianz, die aus acht Universitäten in Europa besteht. Die UNIC Partneruniversitäten befinden sich in Bilbao, Bochum, Cork, Istanbul, Liège, Oulu, Rotterdam und Zagreb. Sie sind vereint durch die Anforderungen und Herausforderungen post-industrieller und superdiverser Gesellschaften. UNIC verfolgt als zentrale Anliegen die Verknüpfung der Universitäten untereinander durch nahtlose Mobilität ihrer Studierenden und Lehrenden, sowie eine Verbindung zu den Bürger:innen der jeweiligen Städte, um zu post-industriellen Entwicklungen gestaltend beizutragen.
Lehre an einer UNIC-Universität bedeutet, einen europäischen Bildungsraum zu gestalten, in dem sich Studierende aus den verschiedenen Ländern wie auf einem einzigen Campus bewegen. Der Traum von UNIC ist es, in diesem Netzwerk so zusammenzuwachsen, dass Kooperationen in der Lehre selbstverständlich werden, dass Studierende aus den Partneruniversitäten wie die eigenen Studierenden aufgenommen und in ihren Lernbedürfnissen wahrgenommen werden. Gleichzeitig sollen sowohl Lehrende als auch Studierende durch die internationalen Kooperationen interkulturelle Kompetenzen entwickeln. Die Nutzung vor allem von digitalen Mobilitätsformaten ist dabei essentiell, um bestehende Mobilitätshindernisse aufzuheben und mehr Studierenden und Lehrenden eine internationale Erfahrung zu ermöglichen.
Um Lehrende bezüglich der Herausforderungen interkultureller Lehre und der Entwicklungen hin zu einer Europäischen Universität zu unterstützen, sind innerhalb von UNIC verschiedene Angebote für diese Zielgruppe zu finden, die die Entwicklung interkultureller Lehrformate betreffen.
Aktuelle Veranstaltungen
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